Kriege und Verwüstungen haben die Architektur, die Kunst und das Kunsthandwerk der Völker dieser Welt zu allen Zeiten zerstört und manchmal auch ausgelöscht. Noch immer schwelt die Erinnerung an die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg, bei denen der Architektur und der Kunst in unserem Land und in ganz Europa tiefe Wunden zugefügt wurden. Doch niemals gab es in der jüngeren Geschichte einen systematischen Versuch der Auslöschung eines Volkes durch die Zerstörung seiner Kultur, seines Erbes, der am weitesten zurückliegenden und am tiefsten verwurzelten Überreste, die uns zu dem machten, was wir sind; und niemals mussten wir zusehen, wie der Versuch einer „kulturellen Säuberung“ unternommen wurde – so die Definition von Irina Bokova, Generaldirektorin der UNESCO - der die schlimmsten ethnischen Säuberungen wiederspiegelt. Noch haben wir die Bilder der ikonoklastischen Gewalt vor Augen, die Palmyra angetan wurde, und noch immer erschüttert und entrüstet uns das grausame Ende Khaled Asaads, dem ehemaligen Leiter des Direktorats für Altertümer der antiken syrischen Stadt, der am 18. August auf barbarische Weise enthauptet wurde, weil er sich geweigert hatte, die Stadt den Terroristen zu überlassen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. 

Portraits aus Palmyra, ist die erste der Stadt gewidmete Ausstellung in Europa nach den kürzlich erlittenen Zerstörungen. Eine weitere und extrem symbolische Etappe im Rahmen des Ausstellungszyklus‘ „Archeologia ferita“ (Verwundet Archäologie), der im Jahr 2015 von der Stiftung Aquileia in Zusammenarbeit mit dem Musealen Zentrum der Region Friaul Julisch Venetien mit der Ausstellung der Kunstschätze aus dem Bardo-Museum Tunis gestartet wurde. Veranschaulicht werden soll, was nunmehr seit Jahren in Ländern vor sich geht, die Schauplatz von Zerstörung und Gewalt durch den fundamentalistischen Terror sind; dafür werden von diesen Orten stammende Werke dem hiesigen Publikum gezeigt.

Die Ausstellung der Kuratoren Marta Novello und Cristiano Tiussi ist das Ergebnis der Zusammenarbeit der Stiftung Aquileia und dem Musealen Zentrum der Region Friaul-Julisch Venetien - Archäologisches Nationalmuseum Aquileia, und konnte dank der Leihgaben aus dem Terra Sancta Museum in Jerusalem, den Vatikanischen Museen, den Kapitolinischen Museen, dem Museo delle Civiltà-Sammlungen Orientalischer Kunst „Giuseppe Tucci“, dem Barracco-Museum für Antike Skulpturen, dem Civico Museo Archeologico Mailand und einer Privatsammlung durchgeführt werden. Ausgestellt werden sechzehn originale Exponate aus Palmyra (einige davon wurden zum ersten Mal nach ihrem Verschwinden in westlichen Privatsammlung wieder vereint) und acht aus Aquileia; mit Hilfe von Selbstdarstellungsmodellen und affinen ikonografischen Formeln sollen sie aufzeigen, dass trotz der geografischen und stilistisch-formalen Entfernung beide Städte denselben kulturellen Nährboden besitzen. Des Weiteren birgt die Ausstellung ebenfalls die Gelegenheit, die Leihexponate der Kustodie des Heiligen Landes in einer vom Musealen Zentrum der Region Friaul-Julisch Venetien finanzierten und koordinierten Maßnahme zu restaurieren; somit können die Reliefs nach Beendigung der Ausstellung direkt im neu ausgestalteten Terra Sancta Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. 

Die Ausstellung läuft unter der Schirmherrschaft der Italienischen UNESCO-Kommission, des Ministeriums für Kulturgüter und Tourismus und des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit und wird dank der Unterstützung der Fondazione Nazionale delle Comunicazioni, des Danieli-Konzerns, Friulana Gas, Cassa Rurale Fvg und Confindustria Udine durchgeführt.

Blicke auf Palmyra

Fotografien von Elio Ciol aufgenommen am 29. März 1996

Domus und Bischofsresidenz

2. Juli – 3. Oktober 2017 

Aquileia – Freier Eintritt

BEGLEITENDE VERANSTALTUNGEN

Begleitend zu „Portraits aus Palmyra in Aquileia“ findet in den neuen Räumen der Domus und Bischofsresidenz (Piazza Capitolo) die Fotoausstellung „Blicke auf Palmyra - Fotografien von Elio Ciol aufgenommen am 29. März 1996“ statt; sie umfasst zwanzig bislang unveröffentlichte Aufnahmen des Maestros vor den jüngsten Zerstörungen. Ferner wird in Piazza Capitolo die Skulptur „Erinnerungen an Zenobia“ vom zeitgenössischen syrischen Künstler Elias Naman zu sehen sein, eine großzügige Leihgabe vom Danieli-Konzern: sie soll uns mit ihrem Blick die Dramatik des gegenwärtigen Moments in Erinnerung rufen. In Verbindung mit der Ausstellung finden außerdem Konferenzen mit Professor Daniele Morandi Bonacossi, Dozent für Archäologie des Nahen Ostens an der Universität Udine und Direktor archäologischer Missionen in Palmyra und Ninive im Irak (2. Juli im Archäologischen Nationalmuseum, Beginn 17.30 h), mit Professor Paolo Matthiae, dem berühmten Archäologen und Leiter der Ausgrabungen im syrischen Ebla (26. Juli) und dem Carabinieri-Kommando zum Schutz der Kulturgüter bezüglich des illegalen Antikenhandels statt, der bekanntlich eine der Finanzierungsmethoden von Terroristen ist (8. September).

Filmaufführungen während des Aquileia Film Festivals sind: der Kurzfilm „Jener Tag in Palmyra“ von Alberto Castellani, einschließlich des Interviews mit Khaled Asaad (26.7.), und „Destruction of Memory“ von Tim Slade in italienischer Erstaufführung (29.7.).

PRAKTISCHE INFORMATIONEN

Ausstellungstitel: Portrais aus Palmyra in Aquileia

Dauer: 2. Juli – 3. Oktober 2017

Sitz:  Archäologisches Nationalmuseum Aquileia, Via Roma 1, 33051 - Aquileia (UD)

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag: von 8.30 bis 19.30 Uhr

Eintritt: 6,00 € (voll) ;  3,00 € (ermäßigt)

Fotografische Ausstellung: Blicke auf Palmyra – Fotografien von Elio Ciol aufgenommen am 29. März 1996

Sitz: Domus und Bischofsresidenz, Piazza Capitolo.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag: von 9.00 bis 19.00 Uhr

Freier Eintritt