Das Forum war das pulsierende Herz des politischen, administrativen und gesellschaftlichen Lebens der Stadt und bestand aus einem von öffentlichen Gebäuden gesäumten Platz, dessen Anfangsphase bis ins 2. Jh. n. Chr. zurückgeht.

• Portiken: in der ersten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. bekam der Platz das noch heute erkennbare Erscheinungsbild mit den Portiken, die ihn auf mindestens drei Seiten umschlossen. Im Osten und Westen befanden sich am Säulengang zahlreiche Handwerksläden; im Süden erstreckte sich über die gesamte Breite des Platzes die Bürgerbasilika. Die Gestaltung der Nordseite ist fast völlig unbekannt; einzige Ausnahme ist ein mit Stufen versehener Rundbau (Comitium), der in der Römischen Republik für Volksversammlungen diente.

• Säulen: bis heute sind die Säulen aus dem östlichen Portikusbereich erhalten, die in den 1930er Jahren wieder aufgerichtet und mit Ziegeln ergänzt wurden. Die Kompositkapitelle wie auch die Schäfte und Sockel sind aus Aurisina-Karstmarmor gefertigt und gehen auf das späte Adoptivkaisertum (ca. 170-180 n. Chr.) zurück.

• Piazza: der 141 m lange und 55 m breite Platz ist vollständig mit Karstmarmor aus Aurisina gepflastert, wobei die Platten konstante Breite, aber unterschiedliche Länge besitzen. Sie stammen aus der julisch-claudischen Zeit (erste Hälfte des 1. Jh. n. Chr.),doch einige wurden im Laufe der Zeit durch wiederverwertetes Material, wie z.B. Inschriften, ersetzt.

• Zyklus „Jupiter Ammon und Medusa“: über dem Architrav des Portikus‘ verlief eine Balustrade aus quaderförmigen Blöcken (bei den Säulen) und Platten (in den Räumen zwischen den Säulen). Die Reliefverzierungen der Platten zeigten Putten oder Adler mit Feston. Auf den Blöcken hingegen waren die Köpfe von Jupiter Ammon und Medusa dargestellt. Die Objektwahl fiel auf diese beiden, um die Größe des Römischen Reichs hervorzuheben und sie jedermann ins Gedächtnis zu rufen: von Westen (Medusa) bis nach Osten (Jupiter Ammon, ein von Alexander dem Großen sehr geschätzter Gott) lag fast die ganze damals bekannte Welt innerhalb des Reiches.

• Inschrift für Titus Annius: die in einen Sockel oder Altar gemeißelte Inschrift ist ein einzigartiges Dokument für die Geschichte Aquileias im 2. Jh. n. Chr. Erwähnt wird Titus Annius Luscus, Mitglied eines Dreimännerkollegiums zur Führung eines im Jahr 169 v. Chr. in der Stadt eingetroffenen zweiten Siedlerkontingents, der bereits aus literarischen Quellen (Titus Livius) bekannt ist. Die enorme Bedeutung des Epigraphs liegt an der Liste mit den dem Magistrat übertragenen Aufgaben: Abfassung der Gesetze für die Verwaltung der Kolonie, Weiterbildung des ortsansässigen Senats, Bau eines Tempels (der genaue Ort ist unbekannt, er sollte jedoch am Hauptplatz liegen).

• Bürgerbasilika und Straße: südlich des Forums verläuft ein langer Abschnitt einer römischen Straße Aquileias, der so genannte Dekumanus von Aratria Galla; er wurde nach einer wohlhabenden Bürgerin Aquileias benannt, die in der ersten Hälfte des 1. Jh. n.Chr. die Pflasterung der Straße finanzierte. Die Straße begrenzt die Ausgrabungsstätte der Bürgerbasilika, die an der kurzen Seite des Forums liegt und heute nur noch ansatzweise zu erkennen ist. Der große Bau (29 x 90 m) für gerichtliche und andere Zwecke stammte aus dem frühen Augusteischen Zeitalter, wurde jedoch Ende des 2. Jh. n. Chr. radikal umgebaut und um zwei gegenüber gestellte Apsiden erweitert. Das Gebäude lag am Dekumanus und dort gab es zwei Zugänge, während es auf der gegenüber liegenden Seite durch ein imposantes Portal mit den Portiken des Forums verbunden war. Zu einer nicht näher geklärten Zeit (aller Wahrscheinlichkeit nach im 6. Jh.) wurde darüber eine mächtige Verteidigungsmauer errichtet, bei der viel architektonisches und bildhauerisches Material aus den Ruinen der Bürgerbasilika Wiederverwendung fanden.

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